Wer in Deutschland einen Hund hält, muss nicht nur für Futter, Spielzeug und Tierarzt zahlen – auch der Staat bittet zur Kasse. Rund 380 Millionen Euro nahmen die Gemeinden 2020 an Hundesteuer ein. Zehn Jahre vorher war es noch knapp die Hälfte, denn immer mehr Menschen halten einen Hund.
Die Hundesteuer ist schon über 200 Jahre alt. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. führte sie zum Beispiel 1810 als Teil einer Luxussteuer ein. Seine Idee: Wer genügend Geld hat, um sich zum Spaß Hunde zu halten (und nicht als Nutztier), der könne sich auch zusätzliche Abgaben an den Staat leisten.
Heute gibt es keine Luxussteuer mehr, die Hundesteuer ist aber als sogenannte Aufwandsteuer geblieben. Warum Du Hundesteuer zahlen musst, welches Amt für die Hundesteuer zuständig ist oder wie hoch die Steuersätze sind, erfährst Du in unserem Ratgeber.
1. Warum muss ich Hundesteuer bezahlen?
Mit der Hundesteuer wird das Halten von Hunden besteuert. Sie gehört zu den sogenannten Aufwandsteuern, zu denen auch die Kfz– oder die Vergnügungssteuer gehören. Anders als oft gedacht, wird die Steuer nicht dafür verwendet, die Straßen von Hundekot zu reinigen. Die Steuer fließt in die Gemeindekasse und kann so für alles mögliche verwendet werden, zum Beispiel für den Bau von Kinderspielplätzen oder zur Ausbesserung der Straßen. Die Hinterlassenschaften des Hundes zu entfernen, bleibt Sache des Halters.
Zusätzlich soll die Hundesteuer die Anzahl der Hunde in den Städten begrenzen – nicht unbedingt mit Erfolg. Laut einer Erhebung des Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) steigt die Zahl der Hunde jährlich an: 2020 lebte in jedem 5. Haushalt ein Hund, deutschlandweit gab es 10,7 Millionen Hunde. Zehn Jahre zuvor waren es noch 5,3 Millionen.
2. Ab wann muss man Hundesteuer zahlen?
Dein Hund ist in den meisten Städten mit Vollendung des 3. Lebensmonats, also ab der 13. Lebenswoche, steuerpflichtig. Das ist meist auch der Zeitpunkt, zu dem Dein Welpe bei Dir einzieht. Du hast in der Regel noch eine bis vier Wochen Zeit, Deinen Hund anzumelden – schau aber besser auf der Internetseite Deiner Stadt nach, die Fristen können abweichen.
Dieselbe Frist gilt auch, wenn Du Dir einen älteren Hund, zum Beispiel aus dem Tierheim, holst oder Du Deinen Hund nach einem Umzug ummelden musst.
3. Wo und wie melde ich meinen Hund an?
Je nach Stadt sind unterschiedliche Ämter für die Anmeldung zuständig, zum Beispiel das Finanzamt, das Steueramt oder die Stadtkämmerei. Eine Google-Suche führt Dich meist zum richtigen Amt. Viele Städte bieten eine Online-Anmeldung an. Ansonsten kannst Du Deinen Hund oft auch schriftlich, telefonisch oder persönlich anmelden.
Auch welche Informationen Du benötigst, weicht von Stadt zu Stadt ab. In Berlin benötigst Du zum Beispiel neben Deiner Anschrift noch Deine Steuer-ID sowie Angaben zum vorherigen Halter oder Züchter. Bei den Angaben zum Hund werden Geschlecht, Rasse, Fellfarbe, Alter und Mikrochip-Nummer abgefragt. Wohnst Du in Frankfurt am Main, dann genügt hingegen Deine Anschrift, welcher Rasse Dein Hund angehört und wie alt er ist.
Steuerliche Kennzeichnung Deines Hundes
Hast Du Deinen Hund angemeldet, dann erhältst Du eine Hundesteuermarke. Du bekommst nicht jedes Jahr eine neue Marke, sondern die Marken sind mehrere Jahre gültig. Durch die eingeprägte Nummer ist Dein Hund eindeutig identifizierbar und das Ordnungsamt kann überprüfen, ob Du die Hundesteuer bezahlt hast. Deshalb ist es wichtig, dass Dein Hund die Hundemarke immer am Halsband trägt.
Manche Städte, etwa Hamburg und München, schaffen die Hundemarken ab oder lassen Dir bei der Anmeldung die Wahl, ob die Überprüfung per Hundemarke oder über den Mikrochip laufen soll.
Zusätzlich Eintrag ins Hunderegister in Niedersachsen, Berlin und Hamburg
In Niedersachsen, Berlin und Hamburg musst Du Deinen Hund zusätzlich in einem Hunderegister eintragen. Die Hunderegister sollen dazu beitragen, die Halter von herrenlosen Hunden zu ermitteln, zum Beispiel bei Beißvorfällen. Weiterhin nutzen die Bundesländer die Daten für statistische Erkenntnisse, beispielsweise wie gefährlich Hunde in Abhängigkeit von Rasse, Geschlecht und Alter sind. Achtung: Der Eintrag im Hunderegister ersetzt nicht die Anmeldung für die Hundesteuer!
Für die Eintragung im Hunderegister benötigst Du die 15-stellige Mikrochipnummer Deines Hundes. Diese findest Du im blauen EU-Heimtierausweis, in dem der Tierarzt auch die Impfungen einträgt. In Berlin und Hamburg musst Du zusätzlich eine Hundehaftpflichtversicherung mit einer Mindestdeckungssumme von einer Million Euro je Versicherungsfall und maximal 500 Euro Selbstbeteiligung vorweisen.
Der Eintrag ins Hunderegister kostet Geld: Je nachdem, wie Du Deinen Hund einträgst, zahlst Du zwischen 14,50 Euro (online) und 30 Euro (persönlich, telefonisch, schriftlich).
4. Was kostet die Hundesteuer?
Die Hundesteuer ist eine Lenkungsabgabe, die die Anzahl der Hunde in einem Gemeindegebiet begrenzt soll. Deshalb wirken sich verschiedene Faktoren auf die Höhe der Hundesteuer aus:
Hundesteuer nach Wohnort
Da die Gemeinden den Steuersatz festlegen, kann dieser je nach Stadt variieren. Häufig kosten Hunde in Großstädten mehr als in ländlichen Gebieten. In Verl zahlst Du beispielsweise nur 25 Euro im Jahr, ein paar Kilometer weiter in Bielefeld sind es 144 Euro. Sehr wenige Gemeinden erheben keine Hundesteuer, z.B. Windorf in Bayern. Eine ausführlichere Analyse der Hundesteuersätze nach Bundesland findest Du weiter unten.
Beispielstädte für unterschiedliche Hundesteuersätze nach Wohnort
Hundesteuer nach Anzahl der Hunde
In der Regel steigt der Steuersatz, je mehr Hunde man besitzt. In Düsseldorf zahlst Du für einen Hund 96 Euro jährlich. Hältst Du hingegen zwei Hunde, musst Du jeweils 150 Euro pro Hund berappen, insgesamt 300 Euro pro Jahr. In München zahlst Du 100 Euro pro Hund – egal, wie viele Du hältst.
Beispielstädte für unterschiedliche Hundesteuersätze nach Anzahl der Hunde
Hundesteuer nach Hunderasse
Für sogenannte Listenhunde, also Hunde, die rassebedingt als gefährlich angesehen werden (umgangssprachlich Kampfhund), gelten oftmals andere Steuersätze. Die Bundesländer sind sich uneinig darüber, welcher Hund als gefährlich angesehen wird und welcher nicht. Deshalb gilt beispielsweise ein Rottweiler in Nordrhein-Westfalen als Listenhund, in Berlin hingegen nicht. Der preisliche Unterschied ist enorm: In Essen zahlst Du 852 Euro im Jahr, in Berlin nur 120 Euro. Einige Städte haben keine abweichenden Steuersätze für Listenhunde.
Beispielstädte für unterschiedliche Hundesteuersätze nach Hunderasse
Einige Bundesländer unterscheiden Listenhunde in zwei Kategorien. Dort kannst Du in manchen Städten den Status als Listenhund von Kategorie-2-Hunden durch einen Wesenstest widerlegen lassen und zahlst dann nur den normalen oder reduzierten Hundesteuersatz, etwa in Erlangen, Nürnberg oder Frankfurt am Main. Unter anderem in Rostock wird der Steuersatz reduziert, wenn man seinen Listenhund kastrieren lässt.
Sollte Dein Hund gefährliches Verhalten zeigen, hat er zum Beispiel einen Menschen gebissen, dann kann er als gefährlicher Hund eingestuft werden und Du musst den Listenhund-Steuersatz zahlen.
Eine Übersicht ausgewählter Listenhunde und deren Status in den verschiedenen Bundesländern findest Du in folgender Grafik:
Durchschnittliche Hundesteuersätze nach Bundesland
Wir haben die Hundesteuersätze von insgesamt 78 Städten analysiert. Dafür haben wir pro Bundesland, mit Ausnahme von Berlin, Bremen und Hamburg, jeweils sechs Städte ausgewählt: Zwei der größten Städte, zwei Städte um 20.000 Einwohner und zwei Städte, die im Feld zwischen den vier Städte liegen.
Hundesteuer-Tabelle in Euro
5. Kann ich mich von der Hundesteuer befreien oder sie ermäßigen lassen?
Wie auch die Höhe der Hundesteuer ist es von Stadt zu Stadt unterschiedlich, ob Du Dich von der Hundesteuer befreien lassen kannst. Grundsätzlich gilt: Hältst Du Deinen Hund als Familienhund, dann musst Du Hundesteuer zahlen.
Befreiungen für Arbeitshunde
Für einige Hunde gibt es jedoch Befreiungen. Gemein haben sie, dass sie nicht als Hobby bzw. reinen Familienhund gehalten werden, sondern arbeiten. Ob Deine Stadt Arbeitshunde von der Hundesteuer befreit oder den Steuersatz vergünstigt, erfährst Du beim zuständigen Amt.
Assistenzhunde. Hunde, die Menschen mit Behinderungen helfen, wie Blindenführhunde oder Signalhunde für Gehörlose. Hier musst Du einen Schwerbehindertenausweis vorlegen sowie nachweisen, dass Dein Hund eine Ausbildung zum Assistenzhund absolviert hat.
Jagdhunde. Hunde, die von Berufsjägern oder Forstbeamten beruflich eingesetzt werden, werden ebenfalls oft nicht besteuert. Allerdings musst Du in der Regel eine Jagdeignungs- oder Gebrauchshundeprüfung nachweisen. Nutzt Du Deinen Familienhund als Jagdhund, dann kannst Du oft eine Ermäßigung beantragen.
Gewerblich eingesetzte Hunde. Hunde, die im Gewerbe eingesetzt werden, beispielsweise bei Hundezüchtern oder Unternehmen mit Wachhunden werden ebenfalls meist von der Hundesteuer befreit. Hierfür musst Du jedoch nachweisen, dass der Hund rein für diese Zwecke angeschafft wurde.
Diensthunde. Hunde, die bei der Polizei oder Bundeswehr eingesetzt werden, werden in manchen Städten von der Hundesteuer befreit, in anderen wird der Satz reduziert. Das hängt oft davon ab, wem der Hund gehört, also der Polizei als Dienstherrn oder dem Polizisten privat. Je nach Stadt werden auch Diensthunde in Rente von der Steuer befreit.
Rettungshunde. Hunde, die die Rettungshundeprüfung erfolgreich gemeistert haben und beispielsweise bei der Suche nach Verschütteten (Trümmersuche) oder Vermissten (Mantrailing) eingesetzt werden, werden in vielen Städten von der Hundesteuer befreit oder begünstigt. Du musst nachweisen, dass Dein Hund die Prüfung bestanden hat und als Rettungshund eingesetzt wird.
Ermäßigungen für Familienhunde
Für Hunde, die primär als Familienhunde gehalten werden, ermäßigen die Städte in einigen Fällen die Hundesteuer. Erkundige Dich beim zuständigen Amt, wie das in Deiner Stadt geregelt ist.
Tierheimhunde. Übernimmst Du einen Hund aus dem Tierheim, dann erhältst Du oft für eine begrenzte Zeit einen Nachlass auf die Hundesteuer. Viele Tierheime sind überfüllt und mit einer Steuervergünstigung sollst Du motiviert werden, Dich für einen Tierheimhund statt für einen Hund vom Züchter zu entscheiden. Bedingung ist aber oftmals, dass der Hund aus einem Tierheim innerhalb der Stadt stammen muss.
Wachhunde. Wenn Dein Familienhund Dein Haus bewacht, ermäßigen viele Städte die Hundesteuer. Allerdings muss das Haus in der Regel mindestens 200 Meter Luftlinie vom nächsten Haus entfernt stehen.
Therapie- und Begleithunde. Nutzt Du im Rahmen von therapeutischen Behandlungen oder bei Besuchen in Kindergärten, Schulen, Altenheimen oder ähnlichen Einrichtungen Deinen Hund als Therapie- oder Begleithund, dann kannst Du eine Steuerermäßigung beantragen. In wenigen Städten, zum Beispiel Nürnberg oder Stuttgart, werden Therapiehunde sogar von der Steuer befreit. Egal ob für eine Befreiung oder Ermäßigung, Du musst die Prüfung als Therapiehund oder den Einsatz als Begleithund nachweisen.
Fällst Du unter eine der folgenden Kategorien, dann kannst Du in vielen Städten ebenfalls eine Ermäßigung der Hundesteuer oder eine Befreiung beantragen:
- Arbeitslosengeld-1-Empfänger
- Sozialhilfeempfänger
- Hartz-IV-Empfänger
- Rentner
Ermäßigung durch Hundeführerschein und Wesenstest
Der sogenannte Hundeführerschein ist ein Nachweis darüber, dass Du Deinen Hund im Alltag unter Kontrolle hast und er weder Menschen noch andere Tiere gefährdet. Wie der Autoführerschein besteht er aus einem Theorie- und einem Praxisteil. Der Hundeführerschein ist außer in Niedersachsen in keinem Bundesland Pflicht – allerdings belohnen manche Städte Dich mit einem Nachlass auf die Hundesteuer. Laut Verivox kostet er ca. 115 Euro, gilt aber ein Hundeleben lang. Durch die Steuerermäßigung hast du die Kosten also bald wieder raus.
Hast Du einen Listenhund, auch Kampfhund genannt, dann zahlst Du in vielen Städten eine sehr hohe Hundesteuer. Mit einem Wesenstest kannst Du aber oftmals die Steuer senken lassen. Der Test dient dazu einzuschätzen, wie gefährlich Dein Hund ist. Dafür wird er von einem Amtstierarzt oder einer anderen ermächtigten Person mit stressigen Situationen konfrontiert. Der Test kann zwischen 100 und 300 Euro liegen, lohnt sich aber besonders in Städten mit hohen Hundesteuersätzen für Listenhunde.
6. Kann ich die Hundesteuer absetzen?
Nein, die Hundesteuer kann nicht steuerlich abgesetzt werden. Sie gilt als eine private Ausgabe und zählt zu Deinen Lebenshaltungskosten.
Ist Dein Hund ein Arbeitshund oder nutzt Du Deinen Familienhund beruflich, etwa als Therapiehund, dann kannst Du die Kosten für Tiernahrung, Zubehör oder Tierarztrechnungen als Werbungskosten absetzen. Die Hundehaftpflichtversicherung kannst Du in jedem Fall von der Steuer absetzen.
7. Was passiert, wenn ich meinen Hund nicht anmelde?
Jede Gemeinde hat unterschiedliche Fristen, bis wann Du Deinen Hund anmelden musst. Normalerweise hast Du eine bis vier Wochen Zeit. Solltest Du die Frist überschreiten, können Bußgelder bis zu 10.000 Euro auf dich zukommen.
Schätzungen zufolge zahlt rund ein Viertel aller Hundebesitzer keine Hundesteuer. Gehörst Du dazu, dann ist das in erster Linie eine Ordnungswidrigkeit. Allerdings kann das auch als Steuerhinterziehung verfolgt werden. Wirst Du erwischt, dann musst Du die Steuern rückwirkend begleichen – je nach Hundesteuersatz und Jahre können das mehrere hundert bis tausend Euro sein, zusätzlich zum Bußgeld.
Hast Du das Geld nicht locker, dann zahl lieber regelmäßig einen Teil der Hundesteuer. In vielen Städten wird sie in kleinen Beträgen vierteljährlich eingezogen.
8. Was passiert, wenn mein Hund stirbt oder ich ihn abgebe?
Stirbt Dein Hund oder Du gibst ihn ab, dann musst Du natürlich keine Hundesteuer mehr bezahlen. Allerdings musst Du Deinen Hund dafür abmelden. Das geht beim gleichen Amt, wo Du auch Deinen Hund angemeldet hast. Lebt Dein Hund jetzt bei jemand anderem oder im Tierheim, dann musst Du bei der Abmeldung die Adresse des neuen Besitzers angeben bzw. den Aufnahmeantrag des Tierheims beifügen. Ist Dein Hund gestorben, dann benötigst Du in der Regel vom Tierarzt eine tierärztliche Todesbescheinigung. In manchen Städten reicht es aber auch anzugeben, dass Dein Hund verstorben ist.
Author: Dennis Todd
Last Updated: 1698942362
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